Zuletzt geändert: 2018-12-29 12:59:22

Kleinzelliges Bronchialkarzinom

Klinische Einteilung

Das kleinzellige Bronchialkarzinom ist ein hochmaligner neuroendokriner Tumor (NET) und macht etwa 10-15 % der Bronchialkarzinome aus. Die Inzidenz ist abnehmend.

Hauptfaktor bei der Entstehung ist das Rauchen. Beste Prävention ist Rauchabstinenz.  


Pathogenese, Ätiologie

siehe: Nichtkleinzelliges Bronchialkarzinom

Epidemiologie

 

Metastasierung

Leber 43 %
Nebennieren 40 %
Skelett 35 %
ZNS 30 %
Nieren 20 %

  

TNM-Klassifikation und Tumorstadien: siehe Nichtkleinzelliges Bronchialkarzinom

Gebräuchlich ist die Klassifikation der Veterans Administration Lung Study:

 

Stadium

Beschreibung

Limited Disease (LD)

auf den initialen Hemithorax begrenzter Tumor mit oder ohne ipsi- oder kontralaterale mediastinale oder supraclaviculare Lymphknotenmetastasen* und mit oder ohne ipsilateralen Pleuraerguß unabhängig vom zytologischen Ergebnis*

Extensive Disease (ED)

jede Ausbreitung über „Limited Disease“ hinaus

* supraclaviculäre Lymphknoten und zytologisch maligner Pleuraerguß werden von einigen Gruppen auch dem Stadium extensive zugerechnet.

 

TNM Merkmale können der Klassifikation der Veteran Administration Lung Study Group zugeordnet werden:

 

Stadien der Veterans Administration Lung Study

Zuordnung zur TNM Klassifikation

Very Limited Disease

T1-2 N0-1

Limited Disease

T3-4 und / oder N2-3

Extensive Disease

M1

Symptome:

Eine Besonderheit des kleinzelligen Lungenkarzinoms ist das häufige Auftreten paraneoplastischer Syndrome, am häufigsten mit endokrinen Krankheitsbildern. Möglich sind das SIADH (Schwartz-Bartter-Syndrom), Cushing Syndrom, Lambert-Eaton Syndrom und andere Neuropathien.

Prästationäre Maßnahmen (Hausarzt):

Basis-OP-Vorbereitung

Obligate Diagnostik (Staging)

  • Thorax p.a. und seitlich
  • Sonographie Abdomen (NN-Metastase ? Lebermetastase ?)
  • Spirometrie
  • Bronchoskopie + Biopsie des Tumors endobronchial
  • Computertomographie des Thorax
  • falls keine endobronchiale Histologiegewinnung möglich -> CT-gezielte Punktion erwägen
  • PET-CT
  • falls kein PET-CT-> Abdomen CT; falls kein ABdomen CT mgl-> Sonographie
  • Kernspin Schädel (Metastasen ?) alternativ -> Schädel CT
  • falls PET CT nicht möglich -> Knochenszinti (Knochenmetastasen ?)

bei pathologisch vergrösserten oder PET-positiven Lymphknoten paratracheal / mediastinal:

  • Versuch der histologischen Sicherung via endoskopischer EBUS (endobronchialer Ultraschall mit Feinnadelbiopsie)
  • alternativ: Mediastinoskopie

bei Pleuraerguss: Pleurapunktion (maligner Erguss ?)

bei Pleuraverdickung ggf: Thorakoskopie (Pleurakarzinose?)

Fakultative Diagnostik

Bei Einschränkung der Lungenfunktion in der Spirometrie nach Absprache mit Pneumonologen:

Hinweise


Therapievorgehen [Chirurgie]

Die Chirurgie hat geringeren Stellenwert bei der Behandlung des kleinzelligen als bei der Behandlung des nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinoms. Resektionen sind allenfalls in frühen Stadien indiziert.

Bezgl. Aufklärung und Therapieverfahren : Siehe Nichtkleinzelliges Bronchialkarzinom

Empfohlen werden beim Kleinzeller im Frühstadium anatomische Lungenresektionen mittels Lobektomie. Pneumonektomien sollten möglichst vermieden werden.

Wird bei einer geplanten Lungenkeilresektion wegen unklarem Lungenrundherd im Schnellschnitt überraschend ein kleinzelliges Bronchialkarzinom festgestellt, sollte eine Lobektomie angeschlossen und der Patient dann multimodal weiterbehandelt werden.

Therapieschemen [Innere/Endoskopie]

In der Palliativsituation oder bei Lokalrezidiven kann eine endobronchiale Lasertherapie oder eine endobronchiale Stenttherapie sinnvoll sein. 


Therapieschemen [Onkologie und Chirurgie]

Die Behandlung des Bronchialkarzinoms erfolgt ausschliesslich im multidisziplinären Ansatz und möglichst innerhalb klinischer Studien. Alle Patienten sollten bei Diagnosestellung in der interdisziplinären Tumorkonferenz eines Lungenzentrums vorgestellt werden.

Anhaltspunkte für das Vorgehen: 

TNM Therapievorschlag

Very Limited Disease

Stadium I - II

 

Operation gefolgt von 4 Zyklen adjuvanter Chemotherapie mit Etoposid/Cisplatin gefolgt von adjuvanter Mediastinalbestrahlung

oder

Strahlentherapie

Limited Disease

Stadium III

4-5 Zyklen Chemotherapie mit Etoposid / Cisplatin mit simultaner Strahlentherapie 

Extensive Disease

Stadium IV

palliative Chemotherapie

oder

best supportive care

Jeweils zusätzlich zu den Therapiemassnahmen kann eine adjuvante Schädelbestrahlung erwogen werden. Diese Therapie ist aber mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden und bringt nur einen kleinen Überlebensvorteil.

 


Palliative Maßnahmen

Palliative Resektion bei endoskopisch nicht stillbarer Tumorblutung. Endoskopische Lasertherapie. Endobronchiale Stenttherapie.


 

Anhaltspunkte zur Prognose

Unbehandelt: infaust

Abhängig vom Tumorstadium.  Bitte aktuelle Studienergebnisse analysieren.


 

S3 Leitlinie Lungenkarzinom (aktuell)

 

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