Kleinzelliges Bronchialkarzinom
Klinische Einteilung
Das kleinzellige Bronchialkarzinom ist ein hochmaligner neuroendokriner Tumor (NET) und macht etwa 10-15 % der Bronchialkarzinome aus. Die Inzidenz ist abnehmend.
Hauptfaktor bei der Entstehung ist das Rauchen. Beste Prävention ist Rauchabstinenz.
Pathogenese, Ätiologie
siehe: Nichtkleinzelliges Bronchialkarzinom
Epidemiologie
- Inzidenz: BRD: 15/100.000 (Mann) und 7/100.000 (Frau). Das "lifelong risk", am Bronchialkarzinom (NSCLC und SCLC) zu erkranken, beträgt etwa 1:14 (7.19%) beim Mann und 1:17 (6.04%) bei der Frau (www.cancer.org)
- Altersgipfel 70 Jahre.
- Geschlecht Männer > Frauen
- Geographie Gehäuftes Auftreten in entwickelten Ländern wie z.B. Nordamerika und Europa, seltener in Entwicklungsländern.
- Spontanverlauf sehr ungünstig;
Metastasierung
Leber | 43 % |
Nebennieren | 40 % |
Skelett | 35 % |
ZNS | 30 % |
Nieren | 20 % |
TNM-Klassifikation und Tumorstadien: siehe Nichtkleinzelliges Bronchialkarzinom
Gebräuchlich ist die Klassifikation der Veterans Administration Lung Study:
Stadium |
Beschreibung |
---|---|
Limited Disease (LD) |
auf den initialen Hemithorax begrenzter Tumor mit oder ohne ipsi- oder kontralaterale mediastinale oder supraclaviculare Lymphknotenmetastasen* und mit oder ohne ipsilateralen Pleuraerguß unabhängig vom zytologischen Ergebnis* |
Extensive Disease (ED) |
jede Ausbreitung über „Limited Disease“ hinaus |
TNM Merkmale können der Klassifikation der Veteran Administration Lung Study Group zugeordnet werden:
Stadien der Veterans Administration Lung Study |
Zuordnung zur TNM Klassifikation |
---|---|
Very Limited Disease |
T1-2 N0-1 |
Limited Disease |
T3-4 und / oder N2-3 |
Extensive Disease |
M1 |
Symptome:
- Gewichtsabnahme
- Thoraxschmerz
- Bluthusten
- chron. Husten
- Heiserkeit (Recurrensparese)
- obere Einflussstauung (Pancoast Tumor
- Armschwäche (Plexusläsion)
Eine Besonderheit des kleinzelligen Lungenkarzinoms ist das häufige Auftreten paraneoplastischer Syndrome, am häufigsten mit endokrinen Krankheitsbildern. Möglich sind das SIADH (Schwartz-Bartter-Syndrom), Cushing Syndrom, Lambert-Eaton Syndrom und andere Neuropathien.
Prästationäre Maßnahmen (Hausarzt):
Basis-OP-Vorbereitung
Obligate Diagnostik (Staging)
- Thorax p.a. und seitlich
- Sonographie Abdomen (NN-Metastase ? Lebermetastase ?)
- Spirometrie
- Bronchoskopie + Biopsie des Tumors endobronchial
- Computertomographie des Thorax
- falls keine endobronchiale Histologiegewinnung möglich -> CT-gezielte Punktion erwägen
- PET-CT
- falls kein PET-CT-> Abdomen CT; falls kein ABdomen CT mgl-> Sonographie
- Kernspin Schädel (Metastasen ?) alternativ -> Schädel CT
- falls PET CT nicht möglich -> Knochenszinti (Knochenmetastasen ?)
bei pathologisch vergrösserten oder PET-positiven Lymphknoten paratracheal / mediastinal:
- Versuch der histologischen Sicherung via endoskopischer EBUS (endobronchialer Ultraschall mit Feinnadelbiopsie)
- alternativ: Mediastinoskopie
bei Pleuraerguss: Pleurapunktion (maligner Erguss ?)
bei Pleuraverdickung ggf: Thorakoskopie (Pleurakarzinose?)
Fakultative Diagnostik
Bei Einschränkung der Lungenfunktion in der Spirometrie nach Absprache mit Pneumonologen:
- Bodyplethysmographie
- Spiroergometrie
- Lungenperfusionsszintigramm
Hinweise
- Tumormarker des SLC: neuronenspezifische Enolase NSE
- ein erhöhter LDH Wert ist ein negativer prognostischer Faktor in der Erstlinientherapie
Therapievorgehen [Chirurgie]
Die Chirurgie hat geringeren Stellenwert bei der Behandlung des kleinzelligen als bei der Behandlung des nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinoms. Resektionen sind allenfalls in frühen Stadien indiziert.
Bezgl. Aufklärung und Therapieverfahren : Siehe Nichtkleinzelliges Bronchialkarzinom
Empfohlen werden beim Kleinzeller im Frühstadium anatomische Lungenresektionen mittels Lobektomie. Pneumonektomien sollten möglichst vermieden werden.
Wird bei einer geplanten Lungenkeilresektion wegen unklarem Lungenrundherd im Schnellschnitt überraschend ein kleinzelliges Bronchialkarzinom festgestellt, sollte eine Lobektomie angeschlossen und der Patient dann multimodal weiterbehandelt werden.
Therapieschemen [Innere/Endoskopie]
In der Palliativsituation oder bei Lokalrezidiven kann eine endobronchiale Lasertherapie oder eine endobronchiale Stenttherapie sinnvoll sein.
Therapieschemen [Onkologie und Chirurgie]
Die Behandlung des Bronchialkarzinoms erfolgt ausschliesslich im multidisziplinären Ansatz und möglichst innerhalb klinischer Studien. Alle Patienten sollten bei Diagnosestellung in der interdisziplinären Tumorkonferenz eines Lungenzentrums vorgestellt werden.
Anhaltspunkte für das Vorgehen:
TNM | Therapievorschlag |
Very Limited Disease Stadium I - II
|
Operation gefolgt von 4 Zyklen adjuvanter Chemotherapie mit Etoposid/Cisplatin gefolgt von adjuvanter Mediastinalbestrahlung oder Strahlentherapie |
Limited Disease Stadium III |
4-5 Zyklen Chemotherapie mit Etoposid / Cisplatin mit simultaner Strahlentherapie |
Extensive Disease Stadium IV |
palliative Chemotherapie oder best supportive care |
Jeweils zusätzlich zu den Therapiemassnahmen kann eine adjuvante Schädelbestrahlung erwogen werden. Diese Therapie ist aber mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden und bringt nur einen kleinen Überlebensvorteil.
Palliative Maßnahmen
Palliative Resektion bei endoskopisch nicht stillbarer Tumorblutung. Endoskopische Lasertherapie. Endobronchiale Stenttherapie.
Anhaltspunkte zur Prognose
Unbehandelt: infaust
Abhängig vom Tumorstadium. Bitte aktuelle Studienergebnisse analysieren.
S3 Leitlinie Lungenkarzinom (aktuell)