Zuletzt geändert: 2016-08-07 11:17:28

Ösophagusdivertikel

Klinische Einteilung, Pathogenese

Ein Divertikel ist eine Ausbuchtung der gesamten Ösophaguswand oder ihrer Anteile. Pulsionsdivertikel entstehen durch einen erhöhten Innendruck des Ösophagus, es buchtet sich in der Regel nur die Ösophagusschleimhaut zwischen einer Muskellücke aus. Traktionsdivertikel entstehen durch Zug von außen auf die gesamte Ösophaguswand, und es findet sich dementsprechend eine Ausbuchtung aller Wandanteile. Sinnvollerweise unterscheidet man drei Typen des Ösophagusdivertikels:

Typ Pathogenese Häufigkeit
Zervikales
Divertikel
(Zenker-Divertikel)
Pulsionsdivertikel; Ursächlich ist eine
Funktionsstörung des oberen Ösophagussphinkters
mit Ausbildung des Divertikels im muskelschwachen
Dreieck (Kilian) oberhalb des horizontalen
Faserbündels des M. cricopharyngeus
70% 
Parabronchiales
Divertikel
Traktionsdivertikel; Entstehung durch
Lymphangitiden neben der Ösophaguswand
und "Verziehen" der Ösophaguswand
21%
Epiphrenisches
Divertikel
Pulsionsdivertikel; Entstehung als Folge
einer Funktionsstörung des unteren
Ösophagussphinkters
9%

Symptome: Regurgitation, Dysphagie, Foetor, Halsumfang zunehmend

Spontanverlauf: Es kommt zur Größenzunahme des Divertikels mit Kompression von Nachbarstrukturen.


Prästationäre Maßnahmen (Hausarzt):

Basis OP-Vorbereitung

Obligate Diagnostik

Bariumbreischluck, Ösophago-Gastro-Duodenoskopie, bei Pulsionsdivertikeln: Ösophagusmanometrie

siehe auch: Endoskopievideo Ösophagusdivertikel
AVI-Video (CD) 

Fakultative Diagnostik

keine Angabe


Therapie [Chirurgie]

Indikaton: Die chirurgische Therapie ist Therapie der Wahl

Typ Operation Komplikation
Aufklärungspunkte
Zervikales
Divertikel
(Zenker-Divertikel)
Standardverfahren: 
Divertikelabtragung oder
-Pexie + zervikale Myotomie
alternativ: 

transorale Divertikulotomie
Speichelfistel,
Rekurrensparese
Parabronchiales
Divertikel
rechts-transthorakale
Divertikelabtragung
Ösophagusleckage,
Mediastinitis,
Phrenikusverletzung
Epiphrenisches
Divertikel
links-transthorakale
Divertikelabtragung,
distale Ösophagusmyotomie
Ösophagusleckage,
Phrenikusverletzung

Die Divertikulopexie ist bei kleinen Zenker-Divertikeln (< 2 cm) sinnvoll und vermeidet die Lumeneröffnung des Ösophagus. Als neuartige Alternative kann ein Zenker-Divertikel auch transoral mit einem Staplergerät (z.B. EndoGIA, Fa. Autosuture) "minimal invasiv" behandelt werden (Schwellenspaltung). Die Wertigkeit dieser Maßnahme ist noch nicht definiert, jedoch zeigen erste klinische Ergebnisse kurze Klinikaufenthalte und gute Funktionsresultate. Die transthorakale Divertikelabtragung ist in Einzelfällen thorakoskopisch vorgenommen worden.

Nachbehandlung (Zenker-Divertikel): Postoperativ ist eine Nahrungskarenz von 5 Tagen einzuhalten. In die zervikale Halswunde wird eine Easy-flow-Drainage eingelegt, die nach Oralisierung entfernt werden kann. Bei transoraler Divertikulotomie beginnen wir die Nahrungsaufnahme früher, z.B. am 3. p.o. Tag nach vorheriger Kontrastdarstellung des Ösophagus.


Therapie [Internistisch]

Indikation: aus unserer Sicht existiert keine sinnvolle konservative (nichtoperative) Behandlungsstrategie.


Rezidivprophylaxe: nicht notwendig

Erreichbare Behandlungsergebnisse: Die Mortalität der chirurgischen Therapie liegt bei 0-2 %, die Rate der Speichelfisteln bei 1-3 %, die Rate der Rekurrensparesen bei 1-3 %. Rezidive treten in 0.5-4 % der Fälle auf.


 

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