Zuletzt geändert: 2016-04-09 18:01:26

Analkarzinom

Klinische Einteilung

Der Analkanal beginnt 2 cm oberhalb der Linea dentata bis zur perianalen Haut am Übergang zur behaarten Haut. Der Analkanal ist im unteren Teil von unverhorntem Plattenepithel ausgekleidet, über dem M. sphincter ani internus findet sich Übergangsepithel, darüber Zylinderepithel. Die histopathologische Einteilung erfolgt entsprechend dem Vorschlag der WHO. Man unterscheidet Karzinome des Analkanales (80%) und des Analrandes (20%).

 

           Abbildung:  Histologisch gesichertes Analkanalkarzinom, klinischer Aspekt (Quelle: MRI/C)

AnalkanalTypAnalrandTyp
Epitheliale maligne Tumorenverhornendes
Plattenepithelkarzinom;
basaloides Karzinom;
nicht verhornendes Plattenepithelkarzinom;
Mukoepidermoidkarzinom;
Adenokarzinom vom Rektumtyp in anorektaler Fistel;
undifferenziertes Karzinom;
kleinzelliges Karzinom
Epitheliale maligne TumorePlattenepithelkarzinom; Basalzellkarzinom;
malignes Melanom
Nichtepitheliale maligne TumorenLeiomyosarkomMorbus Bowen 
Malignes Melanom---extramammärer Morbus Paget 
Unklassifizierbare
maligne Tumoren
---Nichtepitheliale
maligne Tumore
 

 Begriffsdefinition: Morbus Bowen

Klinische Einteilung, Pathogenese

Langsam wachsendes intraepidermal wachsendes Plattenepithelkarzinom des Analregion.

Differentialdiagnose:

Pruritus ani, Psoriasis, Keratosis, Analkanalkarzinom;

Therapie [Chirurgie]

Lokale Excision der befallenen Hautpartien, ggf. Spalthautdeckung. Bei Rezidiv erneute lokale Behandlung

Prognose:

günstig.


Begriffsdefinition: Extramammärer Morbus Paget

Klinische Einteilung, Pathogenese

Ulceröse Hauterscheinung der Perianalregion, die histologisch durch das Auftreten von grossen, runden und hellzelligen Zellen mit grossen Kernen charakterisiert ist. Durch die Ähnlichkeit der beim Morbus Paget der Brustwarze auftretenden Zellveränderungen wurde das Syndrom von den Erstbeschreibern Darier und Couillaud als "extramammärer" Morbus Paget definiert. Häufig finden sich assoziiert Analkanal- oder Analrandkarzinome oder eine extracutane Tumormanifestation.

Differentialdiagnose:

Pruritus ani, Psoriasis, Keratosis, M. Bowen, Analkanalkarzinom, Analrandkarzinom

Therapie [Chirurgie]

Lokale Excision der befallenen Hautpartien, ggf. Spalthautdeckung. Bei Vorliegen eines Analkarzinomes kombinierte Radiochemotherapie.

Prognose:

günstig.


Pathogenese, Ätiologie

Exogene Noxen: Chronische Entzündungsreaktion

Endogene Noxen: Schwäche des Immunsystems

Präkanzerosen: Condyloma acuminata. Erhöhte Risikofaktoren für das Analkanalkarzinom haben HIV-positive Patienten, Homosexuelle, Patienten mit Fisteln bei M. Crohn, Z.n. Radiatio im Analbereich.


Epidemiologie

Metastasierung

Leber50 %
Peritoneum25 %
Lunge15 %

TNM-Klassifikation (UICC 2012, 7.Auflage)

TNMBeschreibungErgänzungen
T0Kein Anhalt für Primärtumor 
TisCarcinoma in situ, M. Bowen, hochgradige plattenepith. intraepithel. Läsion (HISL), anale intraepith. Neoplasie (AIN II–III) 
T1Tumor <= 2 cm 
T2Tumor > 2 cm <= 5 cm 
T3Tumor > 5 cm 
T4Infiltration von angrenzenden Organen oder, beim Analrandkarzinom, Infiltration von Knochen, Knorpel, Muskulatur 
N0keine regionären LK-MetastasenRegionäre perirektal-pelvine Lymphadenektomie mit 12 oder mehr LK und/oder inguinale Lymphadenektomie mit 6 oder mehr Lymphknoten
N1Analkanal: perirektale Lk-Metastasen (Analrand: inguinale Lk-Metastasen) 
N2Metastasen einseitig in inguinalen LK oder an der A. iliaca interna einer Seite 
N3Metastasen beidseitig in perirektalen, inguinalen oder iliakalen LK 
M0Keine Fernmetastasen 
M1Fernmetastasen 

Stadieneinteilung des Analkarzinoms nach UICC

Stadium IT1N0M0
Stadium IIT2, T3N0M0
Stadium IIIaT1-3N1M0
 T4N0M0
Stadium IIIbjedes Tjedes NM1

 

Prästationäre Maßnahmen (Hausarzt und Proktologe):

Op-Vorbereitung

Obligate Diagnostik

Rö-Thorax; Sonographie; Endosonographie; ggf., bei ausgedehnteren Befunden, CT-Abdomen/Becken oder NMR des Beckens.

Fakultative Diagnostik

Gynäkologische Konsiliaruntersuchung (Ausschluss Zervixkarzinom, Vaginainfiltration) , Urologische Konsiliaruntersuchung mit Zystoskopie,

Tumormarker: CEA, TPA, SCC, AFP

Risikoprofil: Basisdiagnostik


Therapievorgehen (Onkologie)

Die primäre und alleinige Radiochemotherapie nach dem Nigro-Schema ist als Standardtherapie des Analkanalkarzinoms anzusehen.

Strahlentherapie:

In der Regel wird bei Vorliegen eines Tumors ohne Befall regionärer Lymphknoten eine Gesamtdosis von 50 Gy appliziert, wobei der Primärtumor und die inguinalen, iliakalen und präsakralen Lymphabflußbahnen miterfaßt werden.

Bei alleiniger Strahlentherapie sollte die tumorwirksame Dosis mindestens 60 Gy betragen, wobei eine lokale Dosiserhöhung ("Boost") empfohlen wird.

Radio/Chemotherapie:

Im sogenannten Nigro-Protokoll wird verabreicht:

Radiatio mit 40 Gy (Beckenzielvolumendosis) bzw. 50 Gy (Tumorzielvolumen)

und zusätzlich am Tag 1-5 der Strahlentherapie:

Ggf. Wiederholung der Chemotherapie in der 4. Woche der Bestrahlung.

Alleinige Chemotherapie

Keine Angabe


Therapievorgehen (Chirurgie)

Indikation zur Operation:

Abdomino-perineale Rektumamputation (Op nach Miles)

Bei primär fortgeschrittenem Tumorstadium und ungenügender Tumorrückbildung unter Radiochemotherapie kommt die abdominoperineale Rektumamputation (Op nach Miles) in Frage. Alternativ kann bei günstiger Tumorlage eine transrektale Tumorexzision indiziert sein. Die Beurteilung des Therapieansprechens der Radiochemotherapie kann durch die schlechte Differenzierbarkeit Narbe/Resttumor erschwert sein.

siehe auch:

Chirurgische Therapie des Rektumkarzinom

Prinzipien der Therapie des Kolonkarzinom

Anlage eines Anus praeter

Häufig wird aufgrund eines fortgeschrittenen Tumorstadiums oder wegen lokalen Komplikationen einer Strahlentherapie (Proktitis, Dermatitis, Stenose) die Anlage eines Anus praeter zur Passagesicherung erforderlich.

Kyrochirurgie, Laserbehandlung

Bei weit fortgeschrittenen Tumoren, schlechtem Allgemeinzustand des Patienten oder hohem Lebensalter muß eine lokale Tumorkontrolle mit Lasertherapie oder Kryochirurgie erfolgen, ggf. Anlage eines Anus praeter.


Anhaltspunkte zur Prognose

5-Jahres Überlebensraten:

Prognosefaktoren: T-Stadium, Grading, Ploidiestatus

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