Hereditäres non-polypöses kolorektales Karzinom
Das heriditäre non-polypöse Kolonkarzinom (HNPCC) oder Lynch-Syndrom ist eine autosomal-dominant vererbte Darmkrebsform. Bei etwa 45% der Erbträger tritt in jungen Jahren (um die 45 Jahre) ein Kolonkarzinom auf. Alle Patienten, die in jungen Jahren an einem Kolonkarzinom erkranken, sollten auf das Vorliegen eines HNPCC abgeklärt werden. Dazu kommt eine Familienanalyse und eine Genanalyse zur Anwendung.
Molekularbiologie
Bei den Patienten besteht typischerweise eine Mikrosatelliteninstabilität. Mehrere Gene sind inzwischen bekannt, deren Keimbahnmutation zum Auftreten des HNPCC führen: hMSH2, hMLH1, hPMS1, hPMS2, hMSH6 und hMLH3. Diese Gene gehören zur Gruppe der DNA-Mismatch-Reparaturgene.
Diagnosekriterien
Amsterdam I-Kriterien
Alle Kriterien müssen erfüllt sein
- mindestens drei Familienangehörige mit histologisch gesichertem kolorektalem Karzinom
- einer davon Verwandter ersten Grades der beiden anderen
- Erkrankungen in mindestens zwei aufeinanderfolgenden Generationen
- mindestens ein Patient mit der Diagnose des kolorektalen Karzinoms vor dem 50. Lebensjahr
- Ausschluss einer FAP (Familiäre adenomatöse Polyposis)
Amsterdam II-Kriterien
Alle Kriterien müssen erfüllt sein.
- mindestens drei Familienangehörige mit HNPCC-assoziiertem Karzinom (Kolon/ Rektum, Endometrium, Dünndarm, Nierenbecken/Ureter)
- einer davon Verwandter ersten Grades der beiden anderen
- Erkrankungen in mindestens zwei aufeinanderfolgenden Generationen
- mindestens ein Patient mit der Diagnose eines Karzinoms vor dem 50. Lebensjahr
- Ausschluss einer FAP (Familiäre adenomatöse Polyposis)
Revidierte Bethesda-Kriterien
Mindestens ein Kriterium muss erfüllt sein.
Tumoren von Patienten sollten auf das Vorliegen einer Mikrosatelliten-Instabilität in folgenden Fällen untersucht werden:
- Patienten mit kolorektalem Karzinom vor dem 50. Lebensjahr.
- Patienten mit synchronen oder metachronen kolorektalen Karzinomen oder anderen HNPCC-assoziierten Tumoren, unabhängig vom Alter.
- Patienten mit kolorektalem Karzinom mit MSI-H Histologie vor dem 60. Lebensjahr.
- Patient mit kolorektalem Karzinom (unabhängig vom Alter), der einen Verwandten 1. Grades mit einem kolorektalen Karzinom oder einem HNPCC-assoziierten Tumor vor dem 50. Lebensjahr hat.
- Patient mit kolorektalem Karzinom (unabhängig vom Alter), der mindestens zwei Verwandte 1. oder 2. Grades hat, bei denen ein kolorektales Karzinom oder ein HNPCC-assoziierter Tumor (unabhängig vom Alter) diagnostiziert wurde.
zu den HNPCC-assoziierten Tumoren gehören Tumoren in: Kolorektum, Endometrium, Magen, Ovarien, Pankreas, Ureter oder Nierenbecken, Gallengang, Dünndarm und Gehirn (meist Glioblastome wie bei Turcot-Syndrom) sowie Talgdrüsenadenome und Keratoakanthome (bei Muir-Torre-Syndrom)
Es gibt zwei Vererbungsmuster.
Lynch-Syndrom Typ I
In diesem Muster tritt von Generation zu Generation fast nur Dickdarmkrebs auf.
Lynch-Syndrom Typ II
Bei diesen Familien werden neben Darmkrebs vor allem auch gynäkologische Tumoren festgestellt, sowie Karzinome der Nieren, der Leber, des Magens, und des Dünndarm.