Bülaudrainage und Pleurocath
Indikation
Die Bülaudrainage wird zur Entlüftung des Pleuraraumes und zum Ableiten von Sekreten verwendet. Die Hauptindikation liegt somit im Pneumothorax und dem Sero / Hämatopneumothorax. Postoperativ werden Bülaudrainagen nach Durchführung einer Thorakotomie erforderlich. Untere (Bülau)-Sekretdrainage (z.B. bei Hämatothorax), Obere (Monaldi)-Entlüftungsdrainage ( bei Pneumothorax). An vielen Kliniken wird standardmässig bei allen Patienten eine untere (Bülau) Drainage gelegt.
Ein Pleurocath (auch Matthys Drainage genannt) ist ein dünnlumiges Einmalset zur sterilen Pleurapunktion. Es wird häufig zur kosmetisch günstigen Drainage eines Pneumothorax verwendet.
Instrumentarium
Das Instrumentarium sollte als Set in einer sterilen Box vorbereitet gelagert werden. Man unterscheidet das Einlegen (grosslumiger) Bülaudrainagen vom Einstechen eines Pleurocath, die durch die Integration des Einführungstrokars und des (dünnlumigen) Drainageschlauches instrumentell weniger aufwendig aber auch weniger wirkungsvoll ist.
Benötigt werden: 11er Einmalskalpell, Pinzetten, Präparierschere, Kocherklemme, Bozemannklemme oder Kornzange, (wenig häufig Einführungstrokar), Nadelhalter, Vicrylnaht 3/0, Prolene Naht Stärke 0 (Annaht), Hautnaht.
Technik
Ggf. Durchführen einer Sonographie zur Lokalisation der geeignete Drainageposition. Anzeichnen. Hautdesinfektion. Ausreichende (ca. 20 ml) Infiltration von Lokalanästhetikum (Scandicain 1 %). Depot an die empfindliche Pleura setzen. Warten ( 10-15 min). Chirurgische Händedesinfektion, Mundschutz, Haube und Kittel. Nochmals Abwaschen. Steriles Abdecken.
2 cm lange quere Inzision im 2-3. ICR in der Medioclavikularlinie oder 4.-5. ICR in der vorderen Axillarlinie. CAVE hochstehendes Zwerchfell, Milz und Leberverletzungen.
Untere (Bülau) Drainage: Stumpfes Eröffnen der Muskulatur des M. latissimus und serratus anterior durch stumpfes Vorschieben und Spreizen der Präparierschere. Besonders gut hierfür geeignet ist eine Lexer-Schere. "Tasten" der Oberkante der Rippe (wegen an der Unterseite verlaufenden A.+ V.+ N. intercostalis) mit der Schere, und Spreizen der Intercostalmuskulatur (längs) mit der Schere. Bei Eröffnung der Pleura meist nochmals Schmerzempfindung und zischendes Entweichen von Luft. Fassen der Bülaudrainage mit der Bozemannklemme (lang, schmal, leicht gebogen) und Einführen der Drainage nach dorsal/apikal ohne Verletzung der Lunge. Unterster Perforationspunkt der Drainage soll mit der Pleura der Inzisionsstelle abschließen. Annaht (Prolene Naht, die die Inzision einengt (Vollwandstich der Haut) mit Knoten im Hautniveau, weiterem Knoten 1-2 cm distal, hier dann Einknoten der Drainage. Ggf. nochweitere Hautnaht, Verband, "Kamin" mit Leukoplaststreifen auf Verbandsniveau konstruieren damit Drainage nicht abknickt.
Insbesondere im OP daran denken, dass die Inzisionsstelle so gewählt wird, dass der Patient nicht auf der Drainage liegt.
Konnektion mit Drainagepumpe, die vorher steril zusammengebaut und getestet wird. Die Verbindung zwischen Bülaudrainage und Pumpenschlauch muss mit einem Kabelbinder gesichert werden ! Anlage eines Soges von 20 cmH2O.
Röntgenkontrolle (Lunge ausgedehnt ?).
Was kann schief gehen:
- Drainage im Parenchym (Verklebungen des Parenchyms mit der Thoraxwand). Air leak. Abhilfe: Fingerführung und Tasten im Pleuraspalt.
- Blutung bei Verletzung der Interkostalgefässe oder des Parenchyms der Lunge oder von Lungengefässen. Abhilfe: Korrekte Drainagestelle wählen. Oberkante der Rippe. Gelegentlich ist eine Thorakotomie bei persistierender Blutung erforderlich. Bei massiver Blutung aus der eingelegten Drainage diese Abklemmen, NICHT ZIEHEN. -> Diagnostik, OP.
- Infektion. Pleuraempyem. Abhilfe: Peinlich steriles Arbeiten bei Anlage der Drainage und Verbandswechseln.
- Unzureichende Entfaltung der Lunge. Gründe: Fesselung der Lunge durch Pleuraschwarte oder Tumor, Pleurakammern etc. Abhilfe: weitere Drainage CT-gezielt einlegen.
Entfernen der Bülaudrainage:
Patienten die Angst davor nehmen. Tut im Allgemeinen nicht weh ! Verband entfernen. Desinfektion. Drainage am Sog lassen.
Der Patient wird aufgefordert einzuatmen und ein Valsalva-Manöver durchzuführen, während dem leichten Pressen (Überdruck im Thorax) wird der Thoraxschlauch entfernt und die Einstichstelle mit einem salbehaltigen Tupfer abgedichtet.
Alternativ Tabaksbeutelnaht vorlegen. Natürlich Röntgenkontrolle. That's it !