Zuletzt geändert: 2017-07-01 16:54:22

Antibiotikatherapie

Antibiotika werden bei nachgewiesener Infektion mit einem auf das spezielle Medikament sensiblen Keim verabreicht (obligat Keimanalyse: Blutkulturen, Kulturen von Urin, Sputum, entfernten Venenkathetern, Wundabstrichen). Die Ausnahme für einen ungezielten Antibiotikaeinsatz ist z.B. ein Harnwegsinfekt, der nach Abnahme der Urinkultur sofort behandelt werden darf (z.B. Co-Trimoxazol [Bactrim forte] Tbl. 1-0-1). Bei fehlendem Keimnachweis und progredienter klinischer Symptomatik sollte ein Breitspektrumantibiotikum, z.B. die Kombination von Amoxicillin / Clavulansäure oder ein 2.- oder 3. Generation Cephalosporin verabreicht werden. Die Indikation zum Antibiotikaeinsatz ist bei immungeschwächten Patienten weit zu stellen. Generell ist bei länger bestehendem Fieber und Granulozytopenie an die Möglichkeit einer systemischen Pilzinfektion (Candida, Aspergillus) zu denken, die mit Antimykotika (z.B. Amphotericin B, in Kombination mit Flucytosin) behandelt werden muß. Kombinationstherapien mit Aminoglykosidantibiotika sind wegen der Gefahr des Nierenversagens nur unter kontinuierlicher Kontrolle des Medikamentenspiegels und der Nierenfunktionsparameter durchzuführen.

Cephalosporine sind eine Gruppe von Breitband-Antibiotika für den medizinischen Einsatz. Wie auch die Penicilline gehören sie der Gruppe der β-Lactam-Antibiotika an. Sie wirken bakterizid auf proliferierende Bakterien, d. h. sie töten sich teilende Bakterien, indem sie ihre Zellwandsynthese stören.

Neben den „klassischen“ Cephalosporinen gibt es eine Reihe von Abwandlungen, die als Cephalosporine der zweiten und dritten Generation bezeichnet werden. Der Vorteil der zweiten Generation ist eine bessere Resistenz gegen β-Lactamase, ein Enzym, mit dem sich einige Bakterien, insbesondere gramnegative Stäbchenbakterien, gegen β-Lactam-Antibiotika (s. o.) wehren können. Die dritte Generation hat ein breiteres Wirkungsspektrum, erfasst also weitere Bakterien. Mindestens 18 Substanzen waren in den 90er Jahren auf dem deutschen Markt zugelassen; nach einer Konsolidierungsphase enthält die Rote Liste jetzt noch neun Cephalosporine mit guter Verträglichkeit und Wirksamkeit. Bezeichnungen wie „4.“ und „5. Generation“ entstammen Marketingaussagen der Hersteller.

Viele Cephalosporine werden im Magen deaktiviert und müssen daher injiziert werden (parenterale Verabreichung), denen stehen die oralen Cephalosporine in Tablettenform entgegen.

i.v. Antibiotika sind viel teurer und in vielen Fällen nicht wirksamer als oral verabreichte Antibiotika. Überdies weisen oral verabreichte Antibiotika eine deutlich niedrigere Nebenwirkungsrate  auf. Ein Wechsel auf ein Oralpräparat sollte bei jeder Visite nach > 72 h Therapie diskutiert werden.  

Penicillinallergie

Die Befürchtung, dass ca. 60% derjenigen, die auf ein Penicillin-Antibiotikum mit einer Allergie reagierten, bei Wiedereinnahme erneut allergisch reagieren, ist überholt!
Gemäss einer Review von 3.4 Mio. Krankengeschichten (Apter et al, JACI 2004;113:764-70) tritt eine wiederholte Reaktion bei < 2% auf!     

Kreuzreaktion mit Cephalosporinen: 0.17% mit Penicillin “Allergie“ reagieren auf Cephalosporine (Daulat et al. JACI 2004;113:1220-2)

Bei allen Patienten, die keine eindeutigen Angaben zu ihrer Arzneimittelallergie machen können, sollte zur Klärung einen Hauttest, eventuell zusätzlich noch einen Provokationstest, durchgeführt werden. Bestätigt der Hauttest nur eine Spätreaktion etwa auf Amoxicillin oder Ampicillin, dann wird bei erneuter Gabe des Antibiotikums im Regelfall auch wieder nur ein verzögertes Exanthem auftreten und es besteht kein gesteigertes Risiko für eine Anaphylaxie. Eine vorschnelle Verordnung von Reserveantibiotika  – nur weil in der Patientenakte irgendwo der Begriff Penicillin-Allergie steht – sollte vermieden werden.

http://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4905680#vp_2

Querverweis:

Behandlung spezifischer Infektionen

Tabelle gebräuchlicher Antibiotika (mod. nach Sauer)

Antibiotikaprophylaxe

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