Reanimation
Indikation
Ein Reanimationsversuch ist indiziert bei den klinischen Leitsymptomen
- Atemstillstand (Fehlende Thoraxexkursionen, Zyanose)
- Herzstillstand (Fehlende periphere und zentrale Pulse, Hautblässe, Pupillenerweiterung)
- Bewußtlosigkeit
Die Reanimation muss unmittelbar, d.h. auch vor Eintreffen von ärztlichem Personal, begonnen werden. Die Entscheidung über Fortführung/Einstellung der Reanimationsmaßnahmen werden dann vom eintreffenden Arzt getroffen.
Standardisierte Massnahmen
- Generell: Personal beruhigen, Kommando übernehmen, Reanimationskoffer bereitstellen lassen, Oberarzt informieren lassen, falls mehrere Hilfspersonen anwesend: Intensivstation benachrichtigen lassen, Aufzug holen lassen und blockieren
- Lagerung in Rückenlage auf harter ebener Unterlage
- Griff zur Carotis -Pulsnachweis ?
- Freimachen des Rachenraumes, Entfernen des Gebisses
bei Schnappatmung
- Maskenbeatmung mit Ambu-Beutel und möglichst 100% Sauerstoff,
bei Atemstillstand und/oder Herzstillstand
Freimachen der Atemwege. Maskenbeatmung. Nur von Geübten ohne Zeitverlust zwischen den Thoraxkompressionen: Notfallintubation
Anschluss des Ambubeutels und Übergabe an Hilfsperson
- Praecordialer Faustschlag (Bedeutung wird in den neuesten ERC Richtlinien herabgestuft) . Suchen des Sternumdruckpunktes und Beginn der extrathorakalen Herzmassage (30 Herzmassage, 2 x Beatmung [ERC Richtlinien 2010] jeweils Unterbrechung der Thoraxkompression zur Beatmung für 1-2 Sekunden, es sollen etwa 100 Kompressionen / min durchgeführt werden). Die Instillation von Medikamenten in den Endotrachealtubus wird nicht empfohlen. Alternative: Intraossäre Injektion.
- Legen eines venösen, grosslumigen Zugangs (graue Braunüle) vorzugsweise in die v. jugularis externa. Anschluss einer Infusion (500 ml Ringer-Lactat) . Das Legen eines zentralvenösen Zugangs initial nur bei ausreichendem Beherrschen der Technik.
- Anschluss einer EKG-Gerätes. Kammerflimmern ?
- Behandlung des VT / VF (ventricular fibrillation / ventricular tachycardia): Bei angeschlossenem Defibrillator kann eine Dreischocktherapie in Betracht gezogen werden. Nach dem ersten (bei Dreischocktherapie dritten) Schocks Injektion von 1.0 mg Suprarenin (Adrenalin) i.v. alle 2-3 Minuten bis zur Wiedererlangung des Kreislaufs. Mit der ersten Adrenalindosis auch Gabe von 300 mg Amiodaron i.v. Wenn Amiodaron nicht verfügbar: Lidocain 1 mg/kgKG. Lidocain nicht injizieren wenn bereits Amiodaron gegeben. Fakultativ Magnesium 2 g über 1-2 min. Keine Indikation mehr für eine prohylaktische Gabe von Natriumbicarbonat.
falls Nullinie:
- Weiterführung der Reanimation
falls Herzaktionen
- Unterbrechen der Herzmassage, Carotispuls tasten, falls suffizient: Abbruch der Herzmassage und sofortiger Transport auf die Intensivstation
- falls Bradycardie: Die Injektion von 3 mg Atropin i.v. wird nach den neusten Richtlinien (ERC 2010) nicht mehr empfohlen
- falls Kammerflimmern: Externe Defibrillation, Adrenalingabe (s.o.), und Injektion von 300 mg Amiodaron i.v.
Transport
sobald Erstversorgung abgeschlossen. Fahrt nicht hektisch, langsam, Hilfspersonen ausnützen.
Nach Erstversorgung unmittelbaren Transport auf die Intensivstation
auf der Intensivstation
- Weiterführen der Reanimation.
- Prüfen ob Patient auf harter Unterlage gelagert, sonst: Reanimationsbrett.
- Information über den Patienten (Alter, Aufnahmediagnose, Op wann zurückliegend, Besonderheiten im Verlauf, unmittelbare Vorgeschichte, Medikation, Infusionsprotokoll)
- EKG anlegen
- Legen eines zentralvenösen Zugangs
- Legen einer arteriellen Nadel in die a. femoralis. Abnahme einer arteriellen Blutgasanalyse, Abnahme von Blutbild, Serumwerten, Elektrolyte, Gerinnung,
- Anschluss einer kontinuierlichen arteriellen Blutdruckmessung und Überprüfung der Effizienz der Herzmassage
- Anschluss an die Beatmungseinheit (volumenkontrolliert)
Alle komatösen Patienten (Egal ob Asystolie/PEA oder VF/VT) -> Hypothermie empfohlen !
- Auf 32-34°C kühlen
- Mindestens 12-24 h
- Ausreichende Sedierung
- Ggf. Muskelrelaxierung bei Kältezittern
- Erwärmung um 0,2-0,5°C/Stunde
Klärung der Ursache für die akute Dekompensation
Herzinfarkt ? Lungenembolie ? Aspiration ? Akute intraabdominelle/intrathorakale Blutung ? Medikamentenfalschdosierung ? Elektrolytentgleisung ?
im Intervall
- bettseitige Thoraxaufnahme (Status ? Tubuslage ? ZVK-Lage? )
- Konsiliaruntersuchung anmelden
- Benachrichtigung des Operateurs bzw. Oberarztes der betroffenen Station
- ggf. zusammen Entscheid über Weiterführung der Reanimationsmassnahmen
Als führende Gründe für die Reanimationspflichtigkeit muss in der Reihenfolge der Häufigkeit angesehen werden:
- Chirurgische Komplikation (Blutung, Septischer Schock etc)
- Herzinfarkt
- Lungenembolie
- Aspiration, Übertransfusion und pulmonale Dekompensation
Anhang: Reanimation bei Kindern
- 15:2-Verhältnis der CPR
- Druckpunkt: untere Sternumhälfte
- Defibrillation mit 4J/kgKG
- Intubation mit blockbaren Tuben -> ID: Alter/4 + 3,5 in mm
- Titration von Sauerstoff nach ROSC
- Adrenalin: 10μg/kgKG
- Amiodaron: 5mg/kgKG