Zuletzt geändert: 2016-06-13 14:39:51

Schmerztherapie

Generell unterscheiden wir die Behandlung postoperativer Schmerzen von der Behandlung chronischer Schmerzzustände.

Hierzu sollte eine stufenweise an die Beschwerden des Patienten angepasste analgetische Therapie nach dem WHO-Stufenschema erfolgen, in dem schrittweise eine gezielte Eskalation der analgetischen Medikation stattfindet.

Das WHO-Stufenschema

Es gibt drei Stufen der analgetischen Therapie:
Stufe Medikamente
Stufe 1 Nicht-Opioidanalgetika
Stufe 2 Niederpotente Opioidanalgetika + Nicht-Opioidanalgetika
Stufe 3 Hochpotente Opioidanalgetika + Nicht-Opioidanalgetika

In jeder Stufe können bedarfsadaptiert unterstützende Massnahmen wie Physiotherapie und Co-Medikationen (Antidepressiva, Antikonvulsiva, Neuroleptika) eingesetzt werden.

Postoperative Schmerztherapie

In der Regel ist die Gabe eines Nicht-Opioids bzw eines niederpotenten Opioids ausreichend (Tramal  [Tramadol] 50-100 mg i.m., Novalgin [Metamizol-Pyrazolonderivat] 0.5-1.0 g i.v., Voltaren [Diclofenac] 50-100 mg p.o. + Supp). 

Einmalige Gaben am Tag sind zumeist nicht ausreichend, es sollten Wirkstoffspiegel durch mehrmalige Verabreichung aufgebaut werden. Bei postoperative "Blutdruckkrisen" ist differentialdiagnostisch an eine ungenügende Analgesie zu denken. 

 

WHO Analgetika Stufe I

Substanz zum Beispiel Einzeldosis Tageshöchstdosis
Paracetamol Dafalgan 500-1000 mg 4000 mg
Metamizol Novalgin 500 mg (20 Tr.) 4000 mg
Diclofenac Voltaren 50-100 mg 150 mg

 

WHO Analgetika Stufe II

Substanz zum Beispiel Einzeldosis Tageshöchstdosis
Tramadol Tramal 50-100 mg (20 Tr.) 400 mg
Codein + Paracetamol Co Dafalgan 30-60 mg Codein 240 mg

 

Behandlung schwerer Schmerzen

Schwere postoperative Schmerzzustände sollten durch starkwirksame Analgetika behandelt werden.

WHO Analgetika Stufe III

Bei Opioiden gibt es in der Regel keine Tageshöchstdosis.

Substanz zum Beispiel Einzeldosis
Morphin MST 1 mg (1 Tr)
Fentanyl Durogesic TTS ab 12 müg/h
Hydromorphon Palladon 4 mg (retard)
Oxycodon + Naloxon Targin 5 mg (max 2 x 40 mg)
Methadon Methadon 2 mg

 Morphin Umrechnung p.o. - s.c. - i.v.: 3:2:1 (z.B. 90 mg Morphin p.o. -> 45 mg s.c. -> 30 mg i.v.)

(Quelle: Kantonsspital Graubünden 2016)

 

Alle Narkoanalgetika verursachen Übelkeit, und wirken in unterschiedlichem Ausmaß sedierend, obstipierend, atemdepressiv und suchtauslösend !

Behandlung neuropathischer Schmerzen

Bei neuropathischen Schmerzen kann eine Therapie mit z.B. Lyrica [Pregabalin]) 150 - 300 mg, bis zu 600 mg p.d.,  zur Anwendung kommen. Wirkungsbeginn etwa 1 Woche nach Therapiebeginn. Therapie Ausschleichen wegen Entwicklung einer Abhängigkeit. 

Behandlung chronischer postoperativer Schmerzen

Bei der Behandlung des chronischen postoperativen oder Tumorschmerzes ist eine regelmäßige Verabreichungvon Analgetika erforderlich. Zumeist kommen hochpotente Opioide

Buprenorphin [z.B. Temgesic] 0.2 mg s.l. i.v, 1-1-1

Morphinsulfat [z.B. MST] 10 - 100 mg 1-1-1 p.o. i.v. i.m.

Morphin [z.B. Morphin hydrochlorid] 0.2-0.4 mg 1-1-1 p.o. i.m. i.v.

in Kombination mit einer Komedikation zur Anwendung (z.B. Amitryptilin [Saroten] 25 mg 1-1-1 p.o., Diazepam [Valium] 2-10 mg 1-1-1 p.o. i.v.). Als alternative Verfahren kommen die lokale Anästhesie über tragbare Pumpen (Infiltration, Periduralkatheter), Elektrostimulationsverfahren (TENS) und neurochirurgische Verfahren (Chordotomie) in Frage.

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