Schmerztherapie
Generell unterscheiden wir die Behandlung postoperativer Schmerzen von der Behandlung chronischer Schmerzzustände.
Hierzu sollte eine stufenweise an die Beschwerden des Patienten angepasste analgetische Therapie nach dem WHO-Stufenschema erfolgen, in dem schrittweise eine gezielte Eskalation der analgetischen Medikation stattfindet.
Das WHO-Stufenschema
Stufe | Medikamente |
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Stufe 1 | Nicht-Opioidanalgetika |
Stufe 2 | Niederpotente Opioidanalgetika + Nicht-Opioidanalgetika |
Stufe 3 | Hochpotente Opioidanalgetika + Nicht-Opioidanalgetika |
In jeder Stufe können bedarfsadaptiert unterstützende Massnahmen wie Physiotherapie und Co-Medikationen (Antidepressiva, Antikonvulsiva, Neuroleptika) eingesetzt werden.
Postoperative Schmerztherapie
In der Regel ist die Gabe eines Nicht-Opioids bzw eines niederpotenten Opioids ausreichend (Tramal [Tramadol] 50-100 mg i.m., Novalgin [Metamizol-Pyrazolonderivat] 0.5-1.0 g i.v., Voltaren [Diclofenac] 50-100 mg p.o. + Supp).
Einmalige Gaben am Tag sind zumeist nicht ausreichend, es sollten Wirkstoffspiegel durch mehrmalige Verabreichung aufgebaut werden. Bei postoperative "Blutdruckkrisen" ist differentialdiagnostisch an eine ungenügende Analgesie zu denken.
WHO Analgetika Stufe I
Substanz | zum Beispiel | Einzeldosis | Tageshöchstdosis |
Paracetamol | Dafalgan | 500-1000 mg | 4000 mg |
Metamizol | Novalgin | 500 mg (20 Tr.) | 4000 mg |
Diclofenac | Voltaren | 50-100 mg | 150 mg |
WHO Analgetika Stufe II
Substanz | zum Beispiel | Einzeldosis | Tageshöchstdosis |
Tramadol | Tramal | 50-100 mg (20 Tr.) | 400 mg |
Codein + Paracetamol | Co Dafalgan | 30-60 mg Codein | 240 mg |
Behandlung schwerer Schmerzen
Schwere postoperative Schmerzzustände sollten durch starkwirksame Analgetika behandelt werden.
WHO Analgetika Stufe III
Bei Opioiden gibt es in der Regel keine Tageshöchstdosis.
Substanz | zum Beispiel | Einzeldosis |
Morphin | MST | 1 mg (1 Tr) |
Fentanyl | Durogesic TTS | ab 12 müg/h |
Hydromorphon | Palladon | 4 mg (retard) |
Oxycodon + Naloxon | Targin | 5 mg (max 2 x 40 mg) |
Methadon | Methadon | 2 mg |
Morphin Umrechnung p.o. - s.c. - i.v.: 3:2:1 (z.B. 90 mg Morphin p.o. -> 45 mg s.c. -> 30 mg i.v.)
(Quelle: Kantonsspital Graubünden 2016)
Alle Narkoanalgetika verursachen Übelkeit, und wirken in unterschiedlichem Ausmaß sedierend, obstipierend, atemdepressiv und suchtauslösend !
Behandlung neuropathischer Schmerzen
Bei neuropathischen Schmerzen kann eine Therapie mit z.B. Lyrica [Pregabalin]) 150 - 300 mg, bis zu 600 mg p.d., zur Anwendung kommen. Wirkungsbeginn etwa 1 Woche nach Therapiebeginn. Therapie Ausschleichen wegen Entwicklung einer Abhängigkeit.
Behandlung chronischer postoperativer Schmerzen
Bei der Behandlung des chronischen postoperativen oder Tumorschmerzes ist eine regelmäßige Verabreichungvon Analgetika erforderlich. Zumeist kommen hochpotente Opioide
Buprenorphin [z.B. Temgesic] 0.2 mg s.l. i.v, 1-1-1
Morphinsulfat [z.B. MST] 10 - 100 mg 1-1-1 p.o. i.v. i.m.
Morphin [z.B. Morphin hydrochlorid] 0.2-0.4 mg 1-1-1 p.o. i.m. i.v.
in Kombination mit einer Komedikation zur Anwendung (z.B. Amitryptilin [Saroten] 25 mg 1-1-1 p.o., Diazepam [Valium] 2-10 mg 1-1-1 p.o. i.v.). Als alternative Verfahren kommen die lokale Anästhesie über tragbare Pumpen (Infiltration, Periduralkatheter), Elektrostimulationsverfahren (TENS) und neurochirurgische Verfahren (Chordotomie) in Frage.