Stressulkusprophylaxe
Pathogenese
Über die pathogenetischen Faktoren des Stressulkus ist wenig bekannt. Nach schweren Erkrankungen wie Verbrennung, Polytrauma, Schädel-Hirn-Trauma Sepsis oder postoperativ nach grossen Operationen treten in gehäuftem Maße Ulcerationen des oberen Gastrointestinaltraktes, z.T. mit schweren Blutungen, auf. Diskutiert werden Schleimhautläsionen nach Minderperfusion der betroffenen Arreale, das Einwirken von agressiven Substanzen wie Säure, Pepsin, Gallensäuren und Lysolecithin. Protektive Mechanismen stellen die Bikarbonatschleimbarriere, die intrazelluläre Neutralisation von Säure, der Blutfluss der Mucosa und die Schleimhautreparation dar. Aus historischen Gründen wird die Einwirkung von Säure als führende aggressive Substanz angesehen, und daher war die Anwendung von Säureblockern eine logische Konsequenz.
Prophylaxe
Die Enwicklung des Stressulkusläsion kann durch Anwendung von Antazida, Histaminantagonisten oder Protonenpumpenhemmern nahezu vollständig vermieden werden.Trotzdem wird der Einsatz dieser Medikamente wegen der Gefahr des Auftretens nosokomialer Infektionen heute kontrovers gesehen (siehe unten). Standardmäßig geben wir einen H2-Antagonisten (z.B. Zantic [Ranitidin] Tbl/Amp 0-0-1) bei folgenden Krankheitsbildern:
- Polytrauma
- höhergradiges Schädel-Hirn-Trauma
- Nach grossen traumatologischen oder abdominalchirurgischen Eingriffen
- Sepsis
Nach abdominalchirurgischen Routineeingriffen (Cholezystektomie, Hemikolektomie,besteht keine Indikation für die Stressulkusprophylaxe.
Nebenwirkungen
Kontrollierte Studien haben erwiesen, daß bei Erhöhen des Magen-pH über 4.0 das Risiko für das Auftreten von nosokomialen Infektionen steigt. Der Magen wird bakteriell überbesiedelt und es entstehen über Aspiration von Magenrefluat Pneumonieen. Als Alternative ist eine 'lokale' Stressulkusprophylaxe mit Sucralfat und Pirenzepin möglich, die nur eine moderate Erhöhung des Magen-pH bewirken.