Elektrochirurgie
Generell: Die Elektrochirurgie ist aus dem modernen Instrumentarium des Chirurgen nicht mehr wegzudenken. Grundsätzlich verwendet man Wechselstrom. Der Strom aus der Steckdose ist Wechselstrom mit 230 Volt (Spannung) und 50 Hz (Frequenz).
In der Elektrochirirgie werden wesentlich hochfrequentere Ströme verwendet. Der Frequenzbereich liegt im allgemeinen zwischen 300 kHz und 4000 kHz, da unterhalb von 300 kHz (sehr stark unter 100 kHz) durch Reizungen von Nerven störende Muskelzuckungen auftreten. Diesen Effekt nennt man Faradisation (auch Faradaysation).
Bei der Blutstillung verwendet man impulsmodulierten HF-Strom an Klemmen und Pinzetten. Die Blutgefäße werden mit den Spitzen des Werkzeugs gefasst und durch die Dehydration verengt bis sie komplett verschlossen sind. Alternativ monopolar über den sog. Elektrokauter. Der Kauter hat zwei Tasten: Blau ist Koagulation, gelb ist Schneidefunktion. Bei der Schneidefunktion werden die Frequenzwellen speziell moduliert um eine möglichst geringe Tiefenverschorfung bei guter Schneidfunktion zu gewährleisten.
Zur Blutstillung von Sickerblutungen werden großflächige Elektroden mit impulsmodulierten Strom betrieben.
Spezialformen der Koagulation sind: Fulguration und Desikkation.
Bei der Fulguration wird eine oberflächliche Verschorfung durchgeführt. Die Intra- und Extrazullelärflüssigkeit verdampft durch den Funkenüberschlag von der Spitze der Elektrode (meistens Nadelelektrode), die im Abstand von einigen Millimetern über das Gewebe geführt wird. Desikkation ist eine Tifenkoagulation über eine Elektrode mit Kontakt zum Gewebe.
Des weiteren lässt sich die Koagulation wie folgt unterteilen:
Soft Koagulation (< 190 V):
Hierbei kommt es zu keinen Funken oder Lichtbögen und zu keiner ungewollten Schneidung, außerdem wird eine Karbonisation verhindert.
Forced Koagulation (bis 2,65 kV (2650 V) peak):
Hier werden Lichtbögen erzeugt um eine höhere Koagulationstiefe zu erreichen. Eine Karbonisation ist möglich.
Spray Koagulation (bis 4 kV (4000 V) peak):
Bei der Spray-Koagulation kommt es zu langen und starken Lichtbögen, die das Gewebe exogen und endogen erwärmen. Am besten mit der Nadelelektrode anwenden: Über das zu koagulierende Organ führen (kein Kontakt) und auslösen (blau). der Lichtbogen springt zur Stelle des geringsten Widerstandes - dem blutenden Gefäss ;-)