Aufklärung, wichtige Dokumentationspunkte
Allgemeines:
Das Aufklärungsgespräch wird leider häufig nicht gut dokumentiert. Dazu tragen die mehrseitigen verfügbaren standardisierten Aufklärungsbögen bei. Vor Gericht hat der Bogen wenig bis keine Wirksamkeit, wenn nicht spezielle Punkte der Aufklärung auf dem Bogen handschriftlich und zusätzlich eingetragen werden.
Jeder Patient, der einem operativem Eingriff unterzogen werden soll, muss in nützlicher Frist (mind. 24 Stunden vor dem Eingriff, Ausnahme Notfall) ausreichend aufgeklärt sein. Er oder sein Vormund muss mit dem aufklärenden Arzt gemeinsam die Einwilligung zur Operation auf dem Aufklärungsbogen unterzeichnen. Operationen ohne Aufklärung sollten untersagt sein. Es ist, wenn immer möglich, der passende standardisierte Aufklärungsbogen (z.B. Perimed etc) zur Patientenaufklärung zu verwenden. Das Gespräch beginnt immer beruhigend. Es erfolgt am Anfang der Hinweis, dass aufgrund der aktuellen Rechtsprechung auch sehr seltene Komplikationsmöglichkeiten im Gespräch erwähnt werden müssen. Bei den unten definierten Eingriffen wird empfohlen, die angegebenen Punkte zur OP-Aufklärung immer alle anzusprechen und handschriftlich auf dem Aufklärungsbogen zu dokumentieren. Fachbegriffe sind zu vermeiden. Gut ist eine kurze Zeichnung auf dem Aufklärungsblatt. Das Aufklärungsgespräch sollte immer nichtoperative Behandlungsalternativen beinhalten ("Was passiert mit Ihnen, wenn wir die vorgeschlagene Operation nicht durchführen ?") . Das Gespräch endet bitte immer mit: „Haben Sie noch weitere Fragen?" . Bitte immer "Keine weiteren Fragen" auf dem Blatt handschriftlich vermerken. Dem Patienten muss neuerdings immer eine Kopie des Aufklärungsbogens überlassen werden. „Aufklärung erfolgt durch .... und Kopie des Bogens ausgehändigt" muss in der Kurve oder Ambulanzkarte mit Uhrzeit vermerkt werden.
Eingriffe, über die aus unserer Sicht grundsätzlich nur vom Oberarzt oder Chefarzt aufgeklärt werden sollen (wehren Sie sich ;-))
- Ösophagektomie
- Gastrektomie
- Pankreasresektionen
- Totale Entfernung des Dickdarms
- Lungenresektionen
- Leberresektion
Empfehlensert ist, dass auf dem Bogen handschriftlich und gut leserlich vom aufklärenden Arzt vermerkt wird:
- Name des Patienten
- Geburtsdatum
- Operationsdatum
- Geplante Operation und Operationsseite
- Name des aufklärenden Arztes, ggf. des anwesenden Oberarztes gut leserlich
- Neben Arztname bitte Dauer des Aufklärungsgespräches in Minuten (z.B. 10 Minuten)
- Der Vermerk "Keine weiteren Fragen"
- Der Vermerk "Der Patient wurde über ausführlich nichtoperative Behandlungsalternativen aufgeklärt"
- Mindestens die unten angegebenen, zum Eingriff passenden speziellen Aufklärungspunkte, auch wenn sie im Perimed Bogen bereits gedruckt vermerkt sind
Spezielle Punkte zur Patientenaufklärung bei häufigen Eingriffen
(jeweils alle erwähnen und alle aufschreiben. „Selten" oder „Sehr selten" -> sagen, nicht aufschreiben !)
Unklares Abdomen, Ileus
- Wundinfekt, Blutung, Nachblutung
- Bei Notwendigkeit künstlicher Darmausgang
- Darmresektionen
- Eingriffserweiterung bei Bedarf
- Blutkonserven, Hepatitis, AIDS
Hernioplastik bei Hiatushernie oder Fundoplikatio
- Wundinfekt, Blutung, Nachblutung
- Netzverstärkung des Zwerchfells
- Lungenkollaps
- Verletzung von großen Gefäßen, Hauptschlagader
- Verletzung des Vagusnerven
- Verletzung der Speiseröhre
- Refluxrezidiv
- Unmöglichkeit, postoperativ zu erbrechen
- Schwierigkeiten beim Schlucken, „Wiederhochkommen" von Nahrung
Appendektomie
- Wundinfekt, Blutung, Nachblutung
- Vorgehen Schlüssellochtechnik
- Appendixstumpfundichtigkeit
- Bauchhöhlenvereiterung
- Zweiteingriff
- Unschöne Narbe
Leistenhernie
- Wundinfekt, Blutung, Nachblutung
- Ggf Vorgehen in Schlüssellochtechnik
- Einbau eines Netzes
- Verletzung von Blutgefässen
- Darmverletzung
- Verletzung des Samenstrangs und / oder von Samenstranggefässen
- Verkleinerung des Hodens, Atrophie bei Hodengefässverletzung
- Hodenschwellung, Hämatom
- Entfernung von Nervenästen bei ungünstigem Verlauf
- Erneutes Auftreten des Bruches
- Postoperatives Schmerzsyndrom
Nabelhernie
- Wundinfekt, Blutung, Nachblutung
- Netzeinbau
- Darmverletzung
- Wiederauftreten des Bruches,
Narbenhernie
- Wundinfekt, Blutung, Nachblutung
- Netzeinbau
- Netzausbau bei Infekt
- Zweiteingriff bei Infekt
- Wiederauftreten des Bruches
- Unschöne Narbe
Gallenblasenentfernung
- Wundinfekt, Blutung, Nachblutung
- Vorgehen Schlüssellochtechnik
- Darmverletzung
- Verletzung des Hauptgallenganges
- Verlust von Steinen in der Bauchhöhle
- Zweitoperation
- Verbleiben von Steinen im Hauptgallengang, endoskopische Bergung
Schilddrüsenresektion
- Wundinfekt, Blutung
- Nachblutung und Zweiteingriff wegen Nachblutung
- Zweiteingriff wegen Tumornachweis
- Postoperativ heisere Stimme, meist vorübergehend
- Verletzung des Stimmbandnerven < 1 %
- Sehr selten: Luftröhrenschnitt
- Versehentliche Entfernung von Nebenschilddrüsenkörperchen
- Störung des Ca++ Stoffwechsels
- Unschöne Narbe, Keloid
- Lebenslange Einnahme von Schilddrüsenmedikamenten
- Nachwachsen der Schilddrüse, Rezidiv
Leberresektion
- Wundinfekt, Blutung, Nachblutung
- Gallengangsverletzung
- Hämatom
- Blutkonserven, Hepatitis, AIDS
Lungenresektion
- Blutung / Nachblutung
- Verletzung des N. phrenicus, Zwerchfelllähmung
- Verletzung des N. recurrens, postoperative Heiserkeit
- Verletzung des D. thoracicus, Chylothorax
- Verletzung der Speiseröhre
- Bronchusstumpfinsuffizienz, Folgeoperation
- Bülaudrainage und Parenchymfistel
- Eingriffserweiterung bis zur Pneumonektomie
- Bei VATS Eingriffen: Konversion
- postoperativ eingeschränkte Lungenfunktion, evtl. Sauerstoffpflichtigkeit
Kolonresektion incl. Sigmaresektion
- Wundinfekt, Blutung, Nachblutung
- Vorgehen Schlüssellochtechnik
- Anastomosenundichtigkeit
- Harnleiterverletzung, Blasenverletzung
- Bei Frauen: Sehr selten: Scheidenverletzung
- Darmverletzung
- Selten: Zeitweiliger künstlicher Darmausgang
- Zweiteingriff
- Blutkonserven, Hepatitis, AIDS
Rektumresektion
- Wundinfekt, Blutung, Nachblutung
- Ggf Vorgehen Schlüssellochtechnik
- Anastomosenundichtigkeit
- Harnleiterverletzung, Blasenverletzung
- Bei Frauen: Sehr selten: Scheidenverletzung
- Darmverletzung
- Zeitweiliger oder permanenter künstlicher Darmausgang
- Zweiteingriff
- Unwillentlicher Stuhlabgang , Inkontinenz
- Häufiger Stuhlgang nach Operation
- Blutkonserven, Hepatitis, AIDS
Alle proktologischen Eingriffe mit Schleimhauteröffnung
- Wundinfekt, Blutung, Nachblutung
- Außer HAL / RAR: Sehr selten: Verletzung des analen Schließmuskels
- Außer HAL / RAR: Unwillentlicher Stuhlabgang, Inkontinenz
- Verletzung des Enddarmes, Darmfistel
- Bei Frauen: Sehr selten: Verletzung der Scheide
- Sehr selten: Verletzung oder Einengung der Harnröhre
- Zweiteingriff
Wichtig:
Bei Unklarheiten bezüglich der Aufklärungsfragen sollte in jedem Fall den zuständigen Oberarzt oder Chefarzt hinzugezogen werden.